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TONSTUDIOS
Im Sinne akustisch idea-
ler Bedingungen wurde
ein großer Aufwand
betrieben. Dass manche
Wände nicht eben,
sondern „stufig" sind,
ist nur eines von vielen
Merkmalen dieser
Studio-Institution.
Spielwiese für Musiker: Diverse Amps, Gitarren und andere Instrumente stehen in den
H.O.M.E. Studios zur Verfügung.
ü
22 STEREO 3/2015
Akustikpionier Wolfgang Jensen, relativ
trocken tönt, sorgen Kacheln und Glas
an Wänden und Decke in zwei jeweils
neun Kubikmeter kleinen „Kachelräu-
men“ für reichlich Hall. Viel Know-how
wurde ins Studio investiert, um ungüns-
tige Raummoden („Stehende Wellen“)
zu vermeiden: Keine der mit Glasfaser
beschichteten Wände steht hier parallel
zur anderen, selbst die Decken sind teils
in sich ungerade, zudem sorgen Einker-
bungen für Streuung und Absorption des
Schalls, ebenso Raumakustikelemente, die
im Aufnahmeraum 2 (54 Kubikmeter)
teils sogar drehbar sind, um Reflektionen
und damit die Akustik je nach Bedarf zu
modifizieren. Da Aufnahmeraum 2 auf
Tausenden kleiner Federn lagert, ist er
akustisch von den anderen entkoppelt.
Auch bei brachialer Laustärke können also
zwei Bands problemlos parallel arbeiten.
Gute Bedingungen also. Dennoch war-
tet man hier nun schon länger auf einen
großen Hit: Die Musiker gingen eben
dorthin, wo der Erfolg ist, meint Plasa
lakonisch. Insgesamt aber gehe es lang-
sam wieder aufwärts: „Mit dem Finanz-
amt habe ich mich geeinigt, wie ich meine
Schulden abstottere, so dass wir jetzt wie-
der leben können, wenn auch auf einem
finanziell rudimentären Level. Anfang
2015 kommen drei bis vier Alben raus,
unter anderem die CD zum Musical ,Das
Wunder von Bern‘. Ich habe eine tolle
Phase und liebe es, durchschnittlich elf
Stunden zu arbeiten, zumal meine Mit-
arbeiter großartig sind. Hoffentlich darf
ich noch lange hier sitzen.“
Vielleicht beehrt ja bald wieder ein
Weltstar die H.O.M.E. Studios - wie
damals
um
die Jahrtausendwende:
„Jemand von der Sony rief an und meinte,
dass Mariah Carey unbedingt mit unse-
rem SSL-Mischpult aufnehmen wolle,
außerdem mussten wir innerhalb von 48
Stunden eine riesige digitale Bandma-
schine aus der Schweiz organisieren.“ Als
Vorhut schickte Frau Carey eine „Zere-
monienmeisterin“, die Räume dekorierte,
speziellen Jahrgangs-Champagner (Roe-
derer 1985er) orderte und unerwünschte
Gegenstände und Mitarbeiter aus den
Studios verbannte. „Große, schwarze
Security-Männer stehen hier, es wird 19
Uhr, 20 Uhr - und sie taucht nicht auf.
Um 23 Uhr dann ein Anruf: Mariah Carey
ist im Privatflieger eingeschlafen, und kei-
ner traut sich, sie zu wecken“, erinnert
sich Plasa. „Kurz nach null Uhr kommt
sie dann, sieht die vier Stufen im Studio
und meint: ,Oh, nobody told me, that
there are stairs‘, und du denkst: Geht’s
noch?“ Weil die Diva Sonntagnacht um
drei Uhr Popcorn verlangt, weckt Plasa
sogar den Betreiber eines Kinos um die
Ecke, doch letztlich mundet der Diva die
Leckerei noch nicht einmal. „Aber dann
fängt sie an zu sin-
gen, besser als ich es
jemals gehört habe
- unfassbar. Das
hat für mich alles
entschuldigt.“
Andreas Kunz
Referenzen
H.O.M.E. Studios
Alben
Depeche Mode:
Songs Of Faith And
Devotion
Udo Lindenberg:
Und ewig rauscht die
Linde
____________
Musiker
Mariah Carey, Eminem,
50 Cent, Lauryn Hill, Car-
los Santana, Rammstein,
Falco, BAP, Dr. John
Guano Apes:
Walking
On Thin Line
Rocky - Fight From
The Heart
(Musical)
Selig:
Selig
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